Im Jahr 1480 gelang es den Truppen des osmanischen Sultan Mehmet II, die bereits Konstantinopel, die Halbinsel Krim, Teile Serbiens und Griechenlands, die Walachei, Bosnien und Albanien erobert hatten, mit 18.000 Soldaten unter Führung von Großwesir Ahmed Gedik Pascha bis nach Otranto vorzustoßen. Die Stadt leistete heftigen Widerstand trotz der Besetzung, wodurch die Europäer Truppen sammeln und nach 13 Monaten - Mehmet II. war inzwischen gestorben - die Stadt wieder befreien konnten. 800 Einwohner der Stadt, die in dieser Zeit starben, werden als Märtyrer verehrt.
Die Überlieferung berichtet, die „Türken” seien nach ihrem Eindringen in die Stadt in die Kathedrale gekommen, wo der Erzbischof der Stadt, Stephanus, gerade die Kommunion austeilte; ein Äthiopier habe ihm dabei den Kopf abgeschlagen. 800 Männer seien dann vom Großwesir auf einem Hügel vor der Stadt zusammengetrieben worden, weil sie nicht bereit waren, ihren Glauben zu verleugnen, sondern sich standhaft zum Christentum bekannten. Der erste, der enthauptet wurde, war demnach der Tuchmacher Antonio Primaldo. Mit seinem Kopf wurde er auf einen Stein gelegt, nach der Enthauptung fiel sein Kopf zu Boden, aber sein Körper blieb bis zum Ende des Massakers auf seinen Füßen stehen, trotz der Bemühungen der Türken, ihn umzustoßen. Der Henker Berlabei habe deshalb sein schwert weit weggeworfen und sich ob des Wunders zum Christentum bekehrt. Nachdem auch alle anderen von den Osmanen enthauptet waren, wurden ihre Leichen auf dem Feld liegen gelassen; die Leichname waren dann 13 Monate lang der Sonne ausgesetzt ohne zu verwesen und ließen die Kathedrale der Stadt in wundersamem Licht erstrahlen, als sie Stadt zurückerobert wurde; dann konnten die Toten bestattet werden.
Schädel der Märtyrer in der Kathedrale in Otranto
Viele Geschichtsforscher sehen die Toten heute als Opfer der Kämpfe, wofür entsprechende Verletzungen an manchen Schädeln sprechen. In der Regel haben die Osmanen ihre unterworfenen christlichen Gegner nicht um ihres anderen Glaubens willen getötet, sondern gemäß Sure 9, Vers 29 des Korans mit einer besonderen Steuer - der „Dschizya” - belegt. 2007 wurde in Otranto ein großer Kongress zu dieser Frage abgehalten, der die Zweifel an der traditionellen Auffassung deutlich verstärkte. Dagegen approbierte Papst Benedikt XVI. im Juli 2007 das Dekret zur Bestätigung des Martyriums des seligen Antonio Primaldo und der Gefährten, die „aufgrund von Glaubenshass den Tod fanden”.
Denkmal für die 800 Märtyrer in Otranto, errichtet 1922
1482 wurden die Gebeine der Märtyrer in die Kathedrale in Otranto gebracht; 1711 wurde an diese die Kapelle der Märtyrer, angebaut. Der Stein, auf dem die Märtyrer enthauptet worden sind befindet sich unterhalb des Altars der Kathedrale. Auf dem Hügel, auf dem das Massaker sich ereignet habe, stand einst ein der römischen Göttin Minerva geweihter Tempel. 1614 wurde dort die Kirche Santa Maria dei Martiri errichtet. Papst Johannes Paul II. besuchte 1980 zum 500. Jahrestag der Ereignisse Otranto und rief dabei zum Gebet für die verfolgten Christen im nur 70 km entfernten Albanien auf.
Kanonisation: Papst Clemens XIV. anerkannte das Martyrium und die über Otranto hinaus verbreitete Verehrung am 14. Dezember 1771, nachdem sich der Rektor des erzbischöflichen Seminars von Otranto, Francesco Antonio Primaldo Catara, dafür besonders eingesetzt hatte.